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Weiterbildungskatalog zur Anerkennung als „Forensisch-Klinische/r Chemiker/in GTFCh“

Anlage 1 zur Weiterbildungsordnung „Forensisch-Klinischer Chemiker GTFCh / Forensisch- Klinische Chemikerin GTFCh“

 

Einleitung

Der Bewerber muss sich während der Weiterbildungszeit eingehende fachrelevante Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten auf dem Gebiet der forensisch-klinischen Chemie nach dem Stand der Wissenschaft und Technik aneignen. Hierzu ist es u. a. notwendig:

  • Forensisch-klinische Befundberichte (wenn möglich Gutachten) unter Berücksichtigung des Standes der Wissenschaft und der aktuellen Rechtsprechung eigenständig abzufassen,
  • eigenständige wissenschaftliche Arbeiten in angesehenen Zeitschriften zu publizieren,
  • an Weiterbildungsveranstaltungen der GTFCh teilzunehmen,
  • an wissenschaftlichen Veranstaltungen (Workshops, Kongressen usw.) teilzunehmen und gegebenenfalls
  • mündliche Gutachten insbesondere in Strafprozessverfahren zu erstatten, wenn dies im Rahmen des Tätigkeitsbereiches möglich ist. 

Der Bewerber kann seine erworbenen Kenntnisse u. a. dadurch erweitern und belegen, indem er nachweislich

  • bei anderen Weiterbildungsstätten hospitiert,
  • an Weiterbildungsveranstaltungen anderer fachverwandter Institutionen (Fachgesellschaften, Kammern) teilnimmt,
  • Lehrveranstaltungen selbstständig durchführt bzw.
  • erfolgreich an postgradualen Studiengängen oder Lehrveranstaltungen der Hochschulen zu fachverwandten Themen teilnimmt.

Er hat sich auf den nachfolgend aufgeführten Gebieten (Weiterbildungsmodule) weiter- und fortzubilden:

 

Weiterbildungsmodule

Grundlagen der Humanbiologie

Grundkenntnisse der Funktionsweise des menschlichen Körpers

  • Atemwege
  • Blutkreislauf
  • Haare
  • Schweiß
  • Speichel
  • Urin

Grundlagen der Erstellung und Gestaltung eines labormedizinischen Befundes

  • Präanalytik (Probennahme, -identifikation, -stabilität, -versand, -verteilung, - archivierung)
  • Analytik (Methodenaufbau, -validierung; Probenvorbereitung, Trenn- und Detektionsprinzipien) 
  • Postanalytik (Referenzbereichsdefinition und -ermittlung, Cut-off-Definition, klinisch-toxikologische bzw. forensisch-klinische Interpretation, Anforderungen an einen Laborbefund bzw. forensisch-klinischen Befund)
  • Einflussgrößen und Störgrößen (Hämolyse, Ikterus, Lipämie)

Grundlagen immunologischer Analyseverfahren

  • Nephelometrie und Turbidimetrie
  • Immunoassay (auch Teststreifen) 
  • Falsch-positive und falsch-negative Befunde
  • Störfaktoren wie High-Dose-Hook-Effekt

Grundlagen physiko-chemischer Analyseverfahren

  • Atomspektrometrie
  • Chromatographie
  • Detektortypen (UV, DAD, Elektrochemischer, Fluoreszenz, Massenspektrometer)

Qualitätssicherung

  • Qualitätsmanagement
  • Interne und externe Qualitätskontrolle
  • Akkreditierung, Prüflabor, Zertifizierung

Grundlegende Kenntnisse zur Statistik

  • Methodenvalidierung (Unpräzision, Unrichtigkeit, Messunsicherheit)
  • Methodenvergleich
  • Ringversuchsbewertung
  • Signifikanztests

Kenntnisse der Besonderheiten der Untersuchungsmaterialien 

  • Blut und seine Produkte
  • Haare
  • Schweiß
  • Speichel
  • Urin

Klinische Chemie

Grundlagen der Biochemie und Pathobiochemie

  • Insofern sie für die Entstehung und Interpretation von forensisch-klinischen Befunden von Bedeutung sind

Grundlegende Kenntnisse zur Physiologie und Pathobiochemie von für den Xenobiotika-Stoffwechsel wichtigen Organen

  • Blut
  • Niere
  • Leber
  • Lunge

Grundlegende Kenntnisse zu Aufbau und Funktion der Haut und ihrer Anhangsgebilde und Sekretionsprodukte

  • Haare
  • Nägel
  • Schweiß

Grundlagen der Forensischen und Klinischen Toxikologie

Grundkenntnisse zu Toxikodynamik und Toxikokinetik / Pharmakodynamik und Pharmakokinetik

  • Wirkstoffgruppen
  • Applikationswege und Missbrauchsformen
  • Neben- und Wechselwirkungen 
  • Pharmakogenetik 

Stoffwechsel und Toxikologie

Therapeutisches Drug Monitoring, wenn indiziert

  • Alkohol (Rückrechnungen und Nachtrunkfragen, wenn im Tätigkeitsgebiet)
  • Analgetika
  • Amphetamine
  • Antikonvulsiva
  • Barbiturate
  • Benzodiazepine
  • Cannabinoide
  • Cocain
  • Immunsuppressiva
  • Neuroleptika
  • Neue psychoaktive Substanzen (NPS)
  • Opiate und Opioide
  • Trizyklische Antidepressiva
  • Schwermetalle
  • Substitutionsmedikamente

Rechtskunde

Relevante Gesetze und Verordnungen, z. B.

  • Arbeitssicherheitsrecht
  • Arzneimittelrecht
  • Betäubungsmittelrecht
  • Beurteilungskriterien (MPU)
  • Hygienevorschriften
  • Richtlinien der Bundesärztekammer (RiliBäk, Hirntodbestimmung)
  • Rechte und Pflichten des Sachverständigen
  • Straßenverkehrsrecht

 


Grammatikalisch maskuline Bezeichnungen gelten im gesamten Text gleichermaßen für beide Geschlechter.